Freitag, 17. Juni 2011

A Million Little Lies?



Eine interessante, turbulente und zutiefst kontroverse Diskussion hat der US-amerikanische Autor James Frey mit seinen zwei Werken A Million Little Pieces und My Friend Leonard losgetreten. Seine angeblich autobiographischen Werke enthalten so viel Zündstoff, dass die Internetseite The Smoking Gun sich dazu berufen fühlte, seine dargestellten Tatsachen in den Büchern zu prüfen. Nun kam was kommen musste, es gab keinerlei Belege für Freys Erlebnisse und seine gefälschte Authentizität wurde zu einem Skandal. Selbst Oprah Winfrey, die das gefeierte Werk als Buch des Monats in ihrer Show vorstellte, äußerte sich schockiert und entrüstet, dass man aus Publikationsgründen eine falsche Identität annehmen muss.

Obwohl A Million Little Pieces ziemlich negativ aufschlug, ist der Roman eine wunderschöne Geschichte, die den Leser keine Sekunde ruhen lässt. Frey schildert hier seine fiktive Alkohol- und Drogensucht. Er lässt sich von seinen Eltern zu Beginn der Erzählung völlig demoliert in eine Entzugsklinik bringen. Es ist ein langer Weg für den gerade mal 23 Jährigen. Er macht eine Entwicklung durch, die ihn langsam immer mehr sein altes Ich abwerfen lässt und Zugang zu anderen Menschen findet und sich ihnen gegenüber auch endlich öffnet – ohne den geballten Zorn, welchen er die Fury nennt, zu spüren. Er lernt eine Verbindung zu seinen Eltern aufzubauen, verliebt sich in die Mitpatientin Lilly und findet in Leonard einen Freund fürs Leben. Spannend wird die Geschichte eines Junkies erzählt, der sich mit allen Mitteln von seiner Sucht lösen will und den Dämonen widersteht.

Also egal, ob das alles erfunden ist und mit A Million Little Lies betitelt wurde, ist dieser Roman doch wirklich ein Schmankerl, das äußerst lesenswert ist und eine fesselnde Geschichte erzählt. Man sollte nicht immer so viel auf Publicity geben und nach dem eigenen Gusto die Bücher beurteilen, ohne unbedingt den Autor und seine Biographie in den Blick zurücken.