Mittwoch, 25. August 2010

Online-Institution Plattentests.de: Musikrezensionen und Eiersalat Hawaii

Das Internet ist ein flüchtiges Medium. Ein Kommentar, eine Meinungsäußerung unter einem Beitrag ist ebenso schnell gelöscht wie der Beitrag selber. Auch großartige Seiten können binnen weniger Stunden einfach aus dem Netz getilgt werden, so dass nichts mehr bleibt außer eine wehmütige Erinnerung.

Und weil das Internet, dem Geist unserer Zeit entsprechend, nun mal so wenig Kontinuität kennt, ist es um so bemerkenswerter, dass mit Plattentests.de nun eine wahre Institution des Online-Journalismus seinen zehnten Geburtstag gefeiert hat. Genauer gesagt wurde dieser schon Ende 2009 gefeiert, denn im Winter 1999 veröffentlichte der damals frisch volljährige Armin Linder erstmals Musikrezensionen auf dieser Domain. Rasch stieß das Online-Magazin auf eine begeisterte Leserschaft, die im Laufe der Jahre ebenso anwuchs wie das Redakteurteam um Linder, der auch heute noch als Chef dabei ist.

Auf einer Bewertungsskala von 1 bis 10 bewertet Plattentests jede Woche maximal 20 Neuerscheinungen aus der Indie-, Rock-, Pop- und Alternative-Ecke, manchmal auch Metal und Elektronische Musik. Die Topbewertung 10 Punkte verteilt das Team jedoch seit jeher sparsam. Die Bestnote wurde in der Geschichte der Webseite insgesamt erst elf Mal gezückt, und das letzte Mal ist auch schon wieder vier Jahre her: 2006 wurde Joanna Newsoms "Ys" abgefeiert. Dass vor allem in der Frühphase der Plattentests-Geschichte Bewertungen fielen, die heute eher seltsam anmuten, wie etwa eine 9/10 für Reamonns Debütalbum "Tuesday", nehmen die Seitenbetreiber mit Humor. Nachträglich verändern wollen sie nichts und stehen zu jeder geschriebenen Zeile. Das nennt man wohl gelebte Authentizität.

Was Plattentests außer der immer gut geschriebenen und objektiven Rezensionen seit jeher noch auszeichnet, ist das Forum der Webseite. Es ist für jeden ohne Registrierung zugänglich und mutet mit seiner einfachen Struktur zu Recht an wie ein Überbleibsel aus den Anfangstagen des Internet. Doch gerade durch diesen bewussten Verzicht auf technischen Schnickschnack erhält das Plattentests-Forum einen anarchistischen Charme, der süchtig macht. Neben Musikthreads finden sich dort auch unzählige abstruse und witzige Threads zu Themen wie "Eiersalat Hawaii" oder "Enten füttern".

Zu guter letzt sei noch erwähnt, dass Plattentests trotz seiner großen Anhängerschaft ein nicht-kommerzielles Projekt ist, an dem niemand etwas verdient. Alle Redakteure schreiben ihre Rezensionen auf freiberuflicher Basis. Und das wird wohl auch ewig so bleiben. Es wäre nicht die einzige Konstante bei Plattentests.de.

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