Im Februar 2008 haute uns die gebürtige Britin Charlotte Roche alle vom Hocker und versetzte uns mit ihrem Debütwerk „Feuchtgebiete“ einen Schock, von dem wir uns lange nicht erholt haben. Viele Monate war dieser Roman ein Thema. Die offensichtliche Radikalität, Freizügigkeit und unerschrockene Haltung gegenüber Sex lässt den Leser ziemlich Schlucken. Doch war es auch befreiend, endlich mal offen und lauthals über alle möglichen sexuellen Tabuthemen zu reden – nicht nur mit der Freundin beim Kaffeequatsch daheim. Sondern ehrlich und ganz ohne Scham zu den eigenen Vorlieben zu stehen.
Jetzt hat die Roche ihren Zweitling „Schoßgebete“ rausgebracht und überzeugt wieder einmal mit Witz und Scharm. Obwohl dieses Mal das Thema etwas tiefschürfender ist und unter die Haut geht, bleibt ihr radikaler Anti-Alice-Schwarzer-Humor erhalten und wir dürfen uns weiterhin köstlich amüsieren!
Roche packt für dieses Werk eine eigene Familiengeschichte aus und greift weit in die Rumpelkammer der Gefühle. Ihrer Protagonistin Elizabeth geschieht genau das gleiche familiäre Dilemma, was der Schriftstellerin bei ihrer eigenen Hochzeit vor 10 Jahren widerfahren ist. Ihre drei Brüder kommen während der Autofahrt zu ihrem schönsten Tag im Leben bei einem Unfall ums Leben. So beschließt Elizabeth 3mal die Woche zu ihrer Therapeutin zu gehen und sich nicht nur über diesen tragischen Moment auszukotzen, sondern auch über ganz alltägliche Ereignisse zu reden.
In "Schoßgebete" wird Gott sei Dank der Sex auch wieder nicht zu kurz kommen und man wird als Leser genau mit allen möglichen fäkalen, oralen… Details versorgt!
Diesen Herbst geht Frau Roche auf Lesetour. Daten gibts hier.
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