Donnerstag, 9. September 2010

Der Faust-Stoff – „ein weites Feld“

Es ist doch erstaunlich, wie populär Johann Wolfgang Goethes Fausttragödien sind. Hat diese nicht jeder entweder in der Schule lesen müssen oder still und heimlich bei sich gedacht, so einen Klassiker der Weltliteratur muss ich mir mal geben.

Das es aber noch andere Faustrezeptionen gibt ist vielen nicht bewusst. Faust hat auch tatsächlich gelebt. Im 16. Jahrhundert, um genau zu sein. Einer der neuesten Faustadaptionen und meiner Meinung nach ein brillantes Meisterwerk ist Michail Bulgakows Meister und Margarita. Diese gelungene Satire spiegelt das Leben in Moskau zur Zeit des stalinistischen Imperiums wieder. Der Teufel geht in Moskau um. Das diabolische Werk wird zu den wichtigsten russischen Romanen des 20. Jahrhunderts gezählt und umfasst gekonnt und anklagend die starre Bürokratie der Sowjetunion. Doch neben dem Moskauer Leben spielen auch der ewig währende Kampf zwischen Gut und Böse, Gott und Teufel und einer zerstörerischen, sich über alle Regeln hinwegsetzenden Gewalt und der an das Menschliche appellierenden Humanität zentrale Rollen. Einige Kapitel enthalten sogar eine sehr moderne Version von Pontius Pilatus und den letzten Tag Jesu Christi.

Es fließen mehrere Handlungsstränge in einander 1. das durch den Teufel hervorgerufene Chaos in Moskau 2. der Meister, welcher die Hauptfigur darstellt, erzählt seine Geschichte und von seinem Roman über Pontius Pilatus und 3. die verheiratete Geliebte des Meisters Margarita. Durch Margaritas Pakt mit Professor Voland – dem Teufel höchstpersönlich – finden die Liebenden schlussendlich im Tod ihre Erlösung.

In diesem Roman steht Bulgakows Philosophie über Erlösung, Vergebung, die ewige Ruhe und die sogar den Tod überwindende Liebe im Vordergrund.

Die satirischen Momente untermalen das Werk auf unglaubliche Art und Weise, denn die so konsequente Bürokratie des stalinistischen Überwachungsstaates hat auch Bulgakow zu spüren bekommen. Ab 1930 verschwanden seine Stücke von den Theaterbühnen Russlands.

Eine wirklich wunderschöne Reise ins ferne Moskau mit grotesker Untermalung. Jedem dem es Goethe mit seinem Faust angetan hat, wird begeistert sein von Michail Bulgakows Meister und Margarita.

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