Mittwoch, 22. September 2010

Milan Kundera - einer der ganz Großen Autoren der Gegenwart


Milan Kundera ist einer dieser Autoren, von denen man nur ein Buch lesen muss, damit sie einen in den Bann ziehen. Der heutige 81-jährige gebürtige Tscheche gehört zu den bekanntesten Schriftstellern der Gegenwart und hat ein unglaublich reichhaltiges Gesamtwerk abgeliefert. Am Bekanntesten ist Kundera wohl für seinen 1984 erschienen Roman "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins". Er hat aber noch weitere Meisterwerke verfasst, die etwas im Schatten seines Erfolgsbuches stehen, aber keinen Deut schlechter sind.



Der am 01. April 1929 im tschechischen Brünn geborene Kundera war bereits als Kind ein begeisterter Musiker. Er arbeitete in seiner Teenagerzeit unter anderem als Jazzmusiker, bevor er sich 1948 an der Prager Universität einschrieb. Im selben Jahr trat er, wie die meisten seiner Altersgenossen, in die kommunistische Partei ein. 1950 wurde er allerdings ausgeschlossen und musste sein Studium für zwei Jahre unterbrechen. Trotzdem war Kundera, wie sein frühes dichterisches und schriftstellerisches Werk zeigt, lange Jahre ein systemtreuer Dichter. Er wurde erst in den 60er Jahren zu einem überzeugten Gegner des kommunistischen Regimes. Kundera war überzeugt davon, dass das totalitaristische System in der Tschechoslowakei das Individuum daran hinderte, seine Wünsche und Ziele zu verfolgen.

Schon in seinen ersten Meisterwerken "Der Scherz" (1967) und "Das Buch der lächerlichen Liebe" (drei Bände, erschienen 1963, 1965 und 1968) kam diese Kritik zum Tragen. In "Der Scherz" griff Kundera seinen eigenen Ausschluss aus der Partei auf und baute ihn in die Geschichte ein. Er engagierte sich immer stärker politisch und unterstützte den "Prager Frühling". Als diese Protestbewegung allerdings 1968 von sowjetischen Panzern beendet wurde und das stalinistische System daraufhin wieder gnadenlos durchgesetzt wurde, sah sich Kundera unter enormem Druck. Er wurde seines Lehrauftrags enthoben, und seine Werke wurden aus Bibliotheken entfernt bzw. nicht mehr neu publiziert.

Da Kundera eine "persona non grata" in Tschechien geworden war, nahm er 1975 nur zu gerne einen Ruf der Universität Rennes, wo er fortan als Dozent wirkte. Das tschechische Regime hinderte ihn nicht am Ausreisen. 1978 ging er weiter nach Paris, wo er bis heute lebt. Im selben Jahr erschien das "Buch vom Lachen und Vergessen", in welchem Kundera auf bittere Art und Weise mit der kommunistischen Partei abrechnet. Daraufhin wurde ihm die tschechische Staatsbürgerschaft entzogen, und seit 1981 ist er französischer Staatsbürger.

In die 80er Jahre fiel Kunderas größter internationaler Erfolg, "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" (1984). Hier spielt die Liebe als Gegenpol zum totalitären System eine große Rolle. Kunderas nächste große Werke "Die Unsterblichkeit" (1990) und "Die Langsamkeit" (1994) lösten sich dann von der Tschechischen Thematik und behandelten generelle Probleme der westlichen Welt - z.B. den Verlust der Identität in einem zusehendes modernisierten Staat. Der letzte der beiden genannten Romane war der erste, den Kundera nicht mehr auf tschechisch, sondern auf französisch schrieb.

Die poetische Sprache und Wortgewalt seiner Werke machten ihn berühmt und brachten ihm Verehrung von verschiedensten Literaturkritikern ein. Dabei ist Kundera beileibe kein "einfacher" Autor. In seinen Büchern kommen oft auch komplexe Passagen vor, die nicht leicht zu entwirren sind. Außerdem gibt er seit 1985 nur noch schriftliche Interviews, weil er sich zuvor oft falsch zitiert fühlte. Er verfügte auch, dass seine frühen, Kommunismus-freundlichen Werke, nicht mehr verlegt werden.

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